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Marken-Insights

Die Marke als wirksames Integrationswerkzeug im M&A-Prozess

In den dynamischen globalen Geschäftslandschaften von heute sind Fusionen und Übernahmen (M&A) ein wichtiges Mittel für Unternehmen, um ihre Wachstumsstrategien zu verfolgen. Während die finanziellen und betriebswirtschaftlichen Aspekte von M&As bedeutsam sind und häufig im Mittelpunkt der Diskussion stehen, wird die Bedeutung der Marke als Integrationswerkzeug von Unternehmen oft übersehen.
Die Marke als wirksames Integrationswerkzeug im M&A-Prozess

Nicht selten wird die Frage nach der Marke auf eine (zu) einfache Entscheidung reduziert: Welcher Markenname und welches Logo bleiben? Diese Betrachtung vernachlässigt jedoch die weitreichenden und vielschichtigen Rollen, die eine Marke im M&A-Prozess spielen kann. Ein strategisches Markenmanagement kann Manager:innen dabei helfen, den M&A-Prozess erfolgreicher gestalten, Mitarbeitende zu binden, neue Talente anziehen und eine Kultur von Wachstum und Entwicklung etablieren.

Es gilt: Auch bei Fusionen und Übernahmen stellt die Marke einen realen Wert dar, den Manager:innen verstehen müssen um ihn gezielt nutzen zu können.

Markenintegration in M&As: Über den Horizont hinausschauen

Finanzielle Synergien, Umsatzwachstum und der Einkauf von Kompetenzen: die herkömmliche Denkweise bei M&As liegt in den Zahlen. In der Praxis sind diese Faktoren jedoch nur die halbe Miete. Denn Fusionen und Übernahmen sind nicht nur finanzielle Transaktionen, sondern auch kulturelle Zusammenführungen, die in entscheidender Weise durch die jeweiligen Marken der beteiligten Unternehmen geprägt werden.

Ein reibungsloser Übergang und die erfolgreiche Integration der Mitarbeitenden in die neue Organisation hängen von einer sorgfältigen Markenführung ab. Eine starke Marke kann dazu beitragen, eine gemeinsame Vision zu definieren, die Orientierung und Sicherheit bietet und es den Mitarbeitenden ermöglicht, sich mit der neuen Unternehmensidentität zu identifizieren.

Wertschöpfung durch Markenstärke bei Fusionen und Übernahmen

  1. Mitarbeiterbindung und -motivation: Die Bedeutung der Mitarbeitenden für den Erfolg einer M&A-Transaktion kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eine gut geführte Marke kann das Vertrauen der Mitarbeitenden stärken und dazu beitragen, Unsicherheiten zu reduzieren. Sie dient als gemeinsamer Nenner, der den Mitarbeitenden Orientierung gibt und dabei hilft, sich mit der neuen Organisation zu identifizieren und sich engagiert einzubringen. Voraussetzung dafür ist ein gut geplanter, strukturierter Prozess.
  2. Attraktivität für zukünftige Talente: Starke Marken ziehen Talente an. In einer Zeit, in der der Wettbewerb um Talente intensiv ist, kann eine starke Marke den entscheidenden Unterschied machen. Sie hilft dabei, die Botschaft des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt zu kommunizieren und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Dies hat beispielsweise Implikationen für die zukünftige Markenarchitektur: ein gekauftes Startup, dessen Marke vom Markt verschwindet wird kann nicht mehr als Magnet für Talende genutzt werden.
  3. Kundentreue: In einem M&A-Prozess kann der Kundenstamm erheblich durcheinander gebracht werden. Eine starke Marke kann dazu beitragen, die Kundenbindung aufrechtzuerhalten, indem sie Kontinuität signalisiert und das Vertrauen der Kunden in das fusionierte Unternehmen stärkt.

Marke und Brand im M&A-Prozess

Entwicklung und Umsetzung einer effektiven Markenintegrationsstrategie

Eine erfolgreiche Markenintegrationsstrategie beginnt mit der gründlichen Analyse der vorhandenen Markenlandschaft beider Unternehmen. Hierbei ist es wichtig, die Stärken und Schwächen jeder Marke zu identifizieren und die potenziellen Auswirkungen der Integration auf die Mitarbeitenden, Kunden und Stakeholder zu bewerten.

Es folgt die Entwicklung einer klaren Markenpositionierung und -strategie, die die Kultur, Vision und Werte des neuen Unternehmens widerspiegelt. Hierbei geht es nicht nur um Logos und Farbschemata, sondern um die gesamte Markenerfahrung, von der internen Kommunikation bis hin zum Kundenservice.

Schließlich ist die Umsetzung der neuen Markenstrategie ein kontinuierlicher Prozess, der eine laufende Kommunikation und Einbindung der Mitarbeitenden erfordert. Die Einführung der neuen Marke sollte als Chance gesehen werden, den Mitarbeitenden eine klare Vorstellung von der Zukunft des Unternehmens zu geben und sie aktiv in die Gestaltung dieser Zukunft einzubeziehen.

Fusionen und Übernahmen sind komplex und herausfordernd, und der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab – auch von einer guten Strategie in der Markenführung. Eine effektive Markenintegrationsstrategie, die auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeitenden eingeht, kann jedoch einen erheblichen Unterschied machen. Indem sie die Marke als ein kraftvolles Werkzeug zur Förderung der Mitarbeiterbindung und -motivation verstehen, können Manager:innen den Wert ihrer M&A-Transaktionen maximieren und ihre Chancen auf langfristigen Erfolg erhöhen.


Autor:in
Linus Luka Bahun
Linus Bahun arbeitet als Markenberater an der Schnittstelle von Strategie und Design. Er studierte Psychologie (M.Sc.) und ist Gründer des Studio Linus Luka Bahun und arbeitet mit seinem Partner Christian Morgen an Branding- und Design-Projekten. Er ist Senior-Berater beim multisense Institut für evidenzbasiertes Marketing und Mitglied der GEM – Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens.
Datum
3. November 2022
Kategorie
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